Sinnbildlich für die nachstehenden Geschichten der Kriegsgefangenschaft ist die Übergabe der deutschen Gefangenen auf der Zainze bei Pregarten, heute Hagenberg, wo einst die Salzstraße verlief. An diesem 14. Mai 1945 mussten 28.000 Soldaten den Marsch in die russische Gefangenschaft antreten, von der manche erst zehn Jahre später oder gar nicht mehr zurückkamen. (Foto: Archiv Karl Affenzeller)
Die Memoiren der beiden Lichtenauer Johann Scherb-Klinglmaier und Johann Friesenecker schildern eindrucksvoll, welche Strapazen die beiden Freunde zu Kriegsende und beim Gang in die Gefangenschaft – so wie tausende andere Schicksalsgenossen auch – durchlitten haben. Die Heimat und das Elternhaus zum Greifen nahe und dennoch zerbrach der Traum von einem baldigem Wiedersehen mit den Allerliebsten. Vielmehr nahm das Schicksal einen albtraumhaften Lauf und wurde mit all den Entbehrungen während der Zeit hinter dem Stacheldraht im Kaukasus zu einem wahrhaften Kampf ums Überleben. Glück hatte hingegen der Helbetschläger Ludwig Affenzeller dem die Flucht gelang.
Aus den Aufzeichnungen von Johann Scherb-Klinglmaier vom 30. November 1947 geboren am 24. Juni 1928 in Lichtenau Nr. 39 Altbauer am Oberherbergut, Herberweg Nr. 1, Piberbach
Am 4. Februar 1945 kam ich zum RAD (Reichsarbeitsdienst) nach Hofkirchen an der Trattnach. Dort war ich bis zum 27. März 1945. Zwischendurch konnte ich für einen Tag nach Hause fahren.
Am 28. März 1945 musste ich zur Wehrmacht nach Steyr einrücken. Die Infanterieausbildung dauerte fünf Wochen.
Am 3. Mai 1945 marschierten wir nach Klaus an der Pyhrnbahn. Wir waren ein Zug von zirka 30 Mann. Am Bahnhof Klaus wurden wir von den Amerikanern gefangen genommen. Am gleichen Tag war Abmarsch in das Lager Lambach. Dort habe ich die Heinrich Weißenböck und Johann Friesenecker aus Lichtenau und Franz Jachs aus Predetschlag, den ich vom RAD her kannte, getroffen. In diesem Lager verbrachten wir bei guter Verpflegung drei Wochen. Nach dieser Zeit bekamen wir von den Amerikanern die Entlassungspapiere und fuhren am 21. Mai 1945 auf LKW in Richtung Norden, nach Hause. In Freistadt konnten wir anstandslos den LKW verlassen um die fünf Kilometer zu Fuß nach Hause zu gehen.
In Helbetschlag aber wurden wir von den Russen gestellt und in das Russenlager im „Thurner-Holz“, am Ortsrand von Lichtenau getrieben. Dort wurden wir „gefilzt“ und nach Munition abgesucht. Wir waren fünf Mann: Jachs Franz, Weißenböck Heinrich, Friesenecker Johann, Pilgerstorfer Josef und ich. Von diesem Lager marschierten die Russen mit uns nach Grünbach. Beim „Aufreiter“ in der Scheune konnten wir nächtigen. Tagsüber mussten wir im sogenannten „Zimmerhofer-Holz“ beim Barackenbau arbeiten. Bis zum 28. Mai 1945 lebten wir immer in der Hoffnung, dass, wenn die Arbeit erledigt sein würde, man uns entlassen und heimschicken würde, waren wir doch nur wenige Kilometer von daheim entfernt.
Am 28. Mai 1945 war Abmarsch über Freistadt nach Kaplitz. Einen Tag später wurden wir auf LKW verfrachtet und nach Horn gebracht. Dort kamen wir in ein großes Lager, das mit Stacheldraht gegen Fluchtgefahr abgesichert war. Hier hielt man uns einen Monat fest. Am 27. Juni 1945 wurde dieses Lager verlassen und wir marschierten unter dauernder Bewachung nach Pressburg. In unserer Gruppe waren: Jachs Franz, Weißenböck Heinrich, die Brüder Hermann und Josef Wiltschko, Friesenecker Johann und ich.
Am 1. Juli 1945 kamen wir nach fünftägigem Marsch in Pressburg an. Von dort ging es mit dem Zug über Ungarn nach Rumänien in den Hafen von Konstanza, den wir am 9. Juli erreichten. Von dort ging es nach einer zweitägigen Schiffsreise über das Schwarze Meer nach Poti im heutigen Georgien. Man verbrachte uns mit einer zweitägigen Bahnfahrt mit dem Zug in das Kaukasusgebiet.
Am 6. August 1945 waren wir dann endlich dort wo man uns haben wollte. Am 28. September 1945 begannen die Arbeiten. Ich wurde zum Eisenbahnbau eingeteilt und arbeitete dort bis Mai 1947. Danach war ich für acht Wochen in der Lagerwäscherei. Im Juli 1947 kamen Friesenecker Johann und ich vom Lager 1 in das Lager 5 und blieben dort für fünf Tage. Friesenecker Johann blieb in diesem Lager, ich kam in ein anderes und wurde eine Woche lang zum Straßenbau eingeteilt.
Eines Abends, als die Arbeitsbrigaden nach Hause kamen und alle wie immer antreten mussten, hieß es: „Alle Österreicher vortreten!“, es waren 19 Mann. Wir mussten unser Gepäck zusammensuchen, auf ein Auto verladen und wurden in das 18er Lager gefahren. In diesem Lager, wo nur Österreicher waren, blieben wir 14 Tage und ich habe wieder beim Eisenbahnbau gearbeitet.
Am 11. September 1947 abends bekamen wir die Entlassungspapiere und wurden auf den Bahnhof gefahren. Wir stiegen in die Waggons und die Heimreise ging über Baku und Rostow nach Rumänien bis Marmatiei-Sighetu. Hier hatten wir fünf Tage Aufenthalt und trafen den Steininger Ambros. Von Marmatiei-Sighetu ging die Fahr in einem „Rotkreuzzug“ weiter und wir kamen über Budapest bis nach Wiener Neustadt, wo wir um 5 Uhr abends ankamen.
Hier bekamen wir als erstes etwas zu essen: Gulasch (mit Fleisch!), zwei Knödel, ein halbes Kilo Brot und einen halben Liter Kaffee. Als Marschverpflegung noch Käse und Brot. Weiters wurde ein Entlassungsschein ausgestellt und jeder bekam noch 50 Schilling, zehn Zigaretten und ein Feuerzeug. Um halb 12 Uhr nachts sind wir mit dem Zug abgefahren und um 9 Uhr vormittags in Linz eingetroffen.
Am Bahnhof wurden wir mit Blasmusik und den Geschwistern Buchberger, die das „Hoamatland“ sagen, empfangen. In einer Baracke links vom Bahnhof gab es Suppe und Kaffee. Jeder von uns bekam noch zehn Zigaretten, einen Rasierapparat, Rasierseife und zehn Schilling. Mit einem Auto brachte man uns nach Urfahr. Bei einem Wirt gab es ein „Schwarzes Limo“ und ein Paket, drei Würste und fünf Zigaretten.
Danach ging es weiter nach Freistadt, wo wir um halb 5 Uhr angekommen sind. Wir gingen in das Gasthaus Tröls und wurden neuerlich zum Essen eingeladen. Es gab Schnitzel mit Zuspeise und ein Viertel Wein.
Um 7 Uhr abends waren wir wieder zuhause in Lichtenau. Es war der 17. Oktober 1947. Die Freude über das Wiedersehen nach zweieinhalb Jahren war groß. Alle Dorfbewohner freuten sich mit uns, dass wir jetzt wieder alle daheim sind.
Lied, in der Gefangenschaft gesungen: (Text von einem Gefangenen)
Durch Ungarn sind wir gekommen, durch das Schwarze Meer geschwommen bis nach Poti. /: Hab an dich gedacht, ja bei Tag und bei Nacht, denn ich bin hier gefangen und hab nur ein Verlangen – nach der Heimat hin :/
Dann sind wir verladen worden in Waggons, und fuhren in die Berge. /: Hab an die gedacht, ja bei Tag und bei Nacht … :/
Und im Sommer bei der Hitze und wenig Schatten, haben Läuse und kein Wasser. /: hab an dich gedacht, ja bei Tag und bei Nacht, denn ich bin hier gefangen und hab nur … :/
Aus den Aufzeichnungen von Johann Friesenecker geboren am 14. Juni 1927 in Lichtenau Nr. 66gestorben am 16. Jänner 2006
Im November 1944 bekam ich den Einberufungsbefehl. Ich hatte mich bei einer Flak-Einheit in Ebelsberg zu melden. Damals kam es schon zu Fliegerangriffen auf die „Hermann Göring Werke“ in Linz. Bei jedem Fliegeralarm rannten wir in die vorbereiteten Stellungen (Löcher) im Norden der Kaserne, von wo wir die Bombardements verfolgen konnten.
Nach drei Tagen in Ebelsberger kam ich gemeinsam mit 40 bis 50 Mann nach Christkindl bei Steyr zu einer Flak-Batterie. Die Ausbildung an den Fliegerabwehrkanonen erfolgte direkt in den Stellungen. Die Unterbringung in den Baracken, die sich in der Nähe befanden. Die Batterie war zum Schutz der Steyr-Werke und auch der Panzerwerke in St. Valentin vorgesehen.
Am 4. Mai 1945 kam es zur Auflösung. Die Kanonen wurden zur Sprengung vorbereitet. Zu viert wollten wir nach Glenk und weiter nach Dietach, wurden aber von den Amerikanern gefangen genommen und nach Lambach in ein großes Lager gebracht, wo wir drei Wochen lang blieben. Dort traf ich Johann Scherb aus Lichtenau, den ich gut kannte.
Wir Österreicher bekamen die Entlassungspapiere, mit dem Hinweis, nicht nach Freistadt zu reisen, denn dort seien die Russen. Wir waren nun fünf junge Soldaten, alle noch in den deutschen Uniformen, die nur einen Wunsch hatten, nämlich möglichst schnell nach Hause zu kommen. Inzwischen erfuhren wir, dass ein Gefangenentransport mit LKWs von Lambach nach Freistadt zusammengestellt wird. Was wir nicht wussten war, dass die sogenannten Ostfrontkämpfer, die von den Amerikanern gefangen wurden, an die Russen auszuliefern waren. Der vorgesehene Transport sollte als nicht nur nach Freistadt, sondern weiter über die Tschechei in den Osten gehen. Wir glaubten eine günstige Gelegenheit zu haben und stiegen in einer dieser LKWs, was, wie sich später herausstellte, ein großer Fehler war.
Anstandslos kamen wir mit diesem Transport über die Demarkationslinie ins Mühlviertel und nach Freistadt. Dort ließen uns die Fahrer (sie hatten sich ohnehin nicht um uns gekümmert) absitzen und wir machten uns zu Fuß auf den Heimweg. Am Stadtberg wurden wir von den Russen, die uns anscheinend bemerkt hatten, beschossen. Trotzdem kamen wir heil über die „Neumühle“ nach Helbetschlag. Noch vor dem Dorf trafen wir auf Blöchl Maria, die auf ihrem Erdäpfelacker arbeitete. Sie sagte zu uns: „Geht jetzt nicht weiter, ihr kommt da nicht durch, hier sind die Russen.“
Unerfahren und ahnungslos – immerhin hatten wir ja einen Entlassungsschein – gingen wir weiter und wurden schon bei den ersten Häusern in Helbetschlag angehalten und festgenommen. Unsere amerikanischen Entlassungspapiere galten hier nicht, meine wurden sogleich zerissen. Der Weg ging nun nach Lichtenau – wo Scherb Hans und ich zuhause waren – in das Russenlager im „Thurnerholz“ und weiter nach Grünbach zum Bauernhaus „Aufreiter“. Dort wurden wir in der Scheune einquartiert und in den folgenden Wochen zum Einsammeln von herumliegendem Kriegsgerät, vor allem Munition, befohlen.
Unsere Eltern wussten bereits, dass wir lebten und wo wir waren. Sie glaubten, wenn wir die Arbeit getan hätten, würden wir nach Hause geschickt werden. Wovon wir auch träumten und hoffen. Doch leider – es kam ganz anders.
Drei Wochen später marschierte man mit uns nach Freistadt, wo noch weitere Gefangene, die bereits zuhause und in Zivil waren, zu uns kamen. In einem Zug von zirka 30 Mann marschierten wir, bewacht von zwei russischen Soldaten nach Kaplitz. Unterwegs kam es zu einem Zwischenfall. Ludwig Affenzeller, einer von denen, die schon in Zivil von zuhause abgeholt und mit uns in eine ungewisse Zukunft gingen, nutzte bei einer Rast in Kerschbaum die Gelegenheit beim Wasserholen und flüchtete. Als die zwei Russen das bemerkten, war der Wirbel groß. Kurzerhand wollten sie den jungen Hubert Prem mitnehmen, und erst als der sich mit dem viersprachigen Identitätsnachweis ausweisen konnte, von ihm abließen. Ich war froh, dass Affenzeller Ludwig die Flucht gelang, auch deshalb, weil er geplant hatte, gemeinsam mit anderen die zwei Russen zu überfallen. Wie darauf die Besatzungsmacht reagiert hätte, konnte sich jeder ausdenken.
Es ging ohne dem Flüchtenden weiter. In Kaplitz verfrachtete man uns, zusammen mit ungarischen Gefangenen, auf russische LKWs und brachte uns nach Horn. Nun ahnten wir, dass wir, wie alle Ostfrontkämpfer, nach Russland gebracht werden. Von Horn ging es weiter zu Fuß nach Pressburg. Auf diesem Marsch mussten wir erfahren, was uns blüht, wenn jemand versuchen sollte zu fliehen. Die Russen führten uns ein abschreckendes Beispiel vor.
Ein gefangener 40-jähriger Mann – er stammte aus Linz und hatte vier Kinder – flüchtete und wurde wieder gefasst. Auf einem ebenen Kornfeld wurde das Korn niedergetreten, Bauern kamen und hatten eine Grube auszuheben. Wir mussten in einem Halbbogen antreten und zusehen, wie man ihn nochmals befragte, warum er das getan hatte. Der Mann gab an, er wollte seine Kinder nochmals sehen. Daraufhin wurde er vor unseren Augen erschossen.
Von Pressburg ging es mit dem Zug in Viehwaggons nach Marmatiei-Sighetu im Nordwesten Rumäniens und weiter zum Schwarzmeerhafen Konstanza. Mit dem Schiff kamen wir nach dreitägiger Fahrt in Poti im heutigen Georgien an. Weiter ging es wieder mit dem Zug über Tiflis nach Aserbaidschan im Kaukasusgebiet.
Als wir im Juli 1945 im Lager 1 ankamen, waren wir nicht die Ersten, denn es waren schon Gefangene da. Im ehemaligen russischen Sträflingslager waren ausschließlich Frauen eingesperrt gewesen. Es war angeblich alles verdreckt, sogar die Küche. In der Nähe war ein Bahnhof, den Namen weiß ich nicht mehr. Wir Gefangenen wurden aufgrund der Arbeitsnorm, die zu erfüllen war, in drei Kategorien eingestuft. Die erste Kategorie waren die Stärksten, dann folgen die zweite und dritte Kategorie. Ich kam in die dritte Kategorie. Scherb Hans war immer in der ersten oder zweiten Kategorie, also Schwerarbeiter.
Das Wasser musste mit einem Tankwagen von einem Fluss geholt werden und durfte wegen der Malaria nur abgekocht getrunken werden. Wir wurden zum Bahnbau eingeteilt und mussten auf der Hauptstrecke Tiflis – Baku zum Teil Schienen auswechseln und dies bei Temperaturen von bis zu 50 Grad und darüber. Die Schienen konnten nur mit Lederfäustlingen angefasst werden, sonst hätte man sich die Hände verbrannt. Es kippten immer wieder Gefangene aufgrund von Kreislaufschwäche um. Etwas Wasser und der Schatten einer Arbeitsbluse brachten denjenigen meist wieder auf die Beine.
Eines Tages wurde eine Gruppe zusammengestellt. Man sagte uns, sie sei für einen Ernteeinsatz auf einer Kolchose. Es ging aber nach Tiflis in eine Zementfabrik. Wir mussten aus einem Betonbunker den Zement, der durch ein Loch in der Decke kam, in Waggons weiterscheiben. Wir waren dort ganze drei Tage und zwei Nächte eingesetzt und arbeiteten im Schichtbetrieb. In der zweiten Nacht kippte ich um und wäre wahrscheinlich erstickt, hätten mich meine Kameraden nicht aus dem Zement herausgezogen. Ich hatte von dem ganzen gar nichts mitbekommen, war ich doch bewusstlos.
Wir arbeiteten wieder bei der Bahn, als wir eines Tages auf einen Lastwagen verladen wurden. Die Reise ging nach Kirowabad, eine größere Stadt in Aserbaidschan. Wir kamen in eine Baumwollfabrik, wo die Baumwolle entkernt wurde. Die Baumwolle kam mit einem Förderband auf einen riesigen Haufen, den wir weiterschaufeln mussten. Für einen gesunden Menschen war das eine normale Arbeit, aber in unserem Zustand grenzte dies an Schwerarbeit. Wir schliefen in einem Rossstall, in dem man nach ein paar Stunden Schlaf aufwachte, da es nur so von Flöhen wimmelte. Mit meinem Gewicht von 40 Kilo hatte ich aber keine Reserven mehr. Am dritten Tag brach ich zusammen.
Ich kam ins Lazarett, wo ich ganze drei Wochen war. In der dritten Woche half ich beim Latrine ausfahren mit. Dafür bekamen wir besseres Essen. Es gab im Lazarett alle paar Tage einige tote. Es wurde eine Grube ausgehoben und mit „Horuck“ die nackten Körper hineingeworfen.
Ich kam vom Lazarett dann in ein Erholungslager, wo ich zwei Monate war. Es gab immer etwas zu tun wie zum Beispiel Lagerarbeiten. Auch gingen wir ab und zu Schildkröten sammeln, um die Speisekarte aufzubessern. Einmal fand ich eine Blindschleiche und wollte sie schon fangen, als man mich warnte, dass es eine Sandviper sei.
Vom Erholungslager kam ich in die Berge, wo die Trasse für die Bahn errichtet wurde. Es war schön in den Bergen, vor allem das frische Wasser. Man konnte trinken, so viel man wollte und auch das Arbeiten war aufgrund der nicht ganz so heißen Temperaturen angenehmer.
Im Winter mussten wir von den Bergen hinunter. Einmal übernahmen wir eine Baustelle, bei der der Vorgängertruppe mehr Arbeit geschrieben als geleistet hatte. Dadurch konnten wir unsere Norm nicht erfüllen und wurden jeden Abend ohne Essen in einen Bunker gesperrt. Unseren Nachfolgern erging es gleichermaßen.
Wieder in den Bergen wurden Schächte in die Felsen gesprengt. Die Tiefe bis zur Sohle betrug zwischen 12 und 24 Meter. Dort wurden Kammern gesprengt, die dann mit Dynamit gefüllt wurden – insgesamt 380 Tonnen! Wir wurden sodann einige Kilometer zurückgefahren. Als die Sprengladung detonierte, hörten wir nur ein Rumoren und verspürten ein kleines Zittern. Wir brauchten einige Tage um die Straße freizusprengen, da Brocken so große wie ganze Häuserblöcke dabei waren. Mein Glück war, dass ich bis zum Sommer als wir entlassen wurde und nach Hause fahren konnten bei den Arbeiten in den Bergen zugeteilt war.
Nach zweieinhalb Jahren Gefangenschaft wurden wir entlassen, kamen auf dem Landweg wieder nach Österreich und waren am 17. Oktober 1947 endlich zuhause.
Eine bemerkenswerte Geschichte von Ludwig Affenzeller wohnhaft in Helbetschlag Nr. 24 vulgo Breuer geboren 1924 , verstorben 1973
Ludwig rückte am 15. Oktober 1942 nach Krumau ein. Am 1. November wurde er mit der 100. Jägerdivision nach Agram versetzt. Am 6. Dezember wurde er aufgrund einer Lungenentzündung ins Lazarett eingeliefert. Ein halbes Jahr später wurde er am 16. Juni 1943 zum Partisaneneinsatz nach Bulgarien und Albanien abkommandiert.
Im Februar 1944 wurde seine Einheit nach Galizien versetzt, woraufhin er im Juni abermals im Lazarett landete. Im August besuchte er in Braunau den Unterführerlehrgang und wurde nach Einsätzen in der Slowakei und Wien zum Unteroffizier befördert.[1]
Mit zwei Kameraden „verabschiedete“ er sich – vermutlich Ende Februar 1945 – von seiner Einheit bei der Wiener Reichsbrücke, warf Waffen und Militärpapiere weg und schlug sich über das Waldviertel bis Helbetschlag durch, wo er sich vom 19. April bis Kriegsende versteckt hielt.
Als sich die amerikanischen Panzer Anfang Mai von Apfoltern her Helbetschlag näherten, hat er dann erleichtert die Hände in die Höhe gerissen.
Aber der Schrecken war noch nicht zu Ende: Wie viele andere ehemalige Wehrmachtsangehörige wurde er von den sowjetischen Besatzungssoldaten gefangengenommen und sollte in Kriegsgefangenschaft. In Kerschbaum entkam er aus dem Gefangenentransport und hielt sich eine Zeit lang in einem Steinbühel westlich von Helbetschlag versteckt.[2]
[1] Gedenkbuch des Militärveteranen- und Kriegervereines Grünbach bei Freistadt.
[2] Festschrift 50 Jahre FF Helbetschlag, 12. Die zwei Weltkriege und die Besatzungszeit.